DFG-Projekt Bibliothek des Ev. Ministeriums Erfurt

Am 01.05.2024  hat im Erfurter Augustinerkloster ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördetes Projekt begonnen, in dessen Rahmen die wertvollen historischen Bestände der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums bearbeitet werden.

Die Bibliothek wurde im Jahr 1646 als Dienstbibliothek der evangelischen Pfarrerschaft Erfurts gegründet. Aufgrund geringer finanzieller Mittel war sie nicht nur auf die für die Erfurter Pfarrer verpflichtenden Büchergaben, sondern auch auf die Unterstützung durch wohltätige Gönner und Stifter angewiesen. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs die Büchersammlung zu einer der großen kirchlichen Bibliotheken in Deutschland heran. Sie umfasst heute rund 60.000 Bände aus acht Jahrhunderten. Dazu gehört ein umfangreicher Altbestand: ca. 12.000 Handschriften und Drucke aus der Zeit vor 1850. Inhaltlich sind neben der Theologie nahezu alle Wissensdisziplinen vertreten. Die Bestände stellen ein Kulturgut von hohem Wert dar und sind sowohl für die lokale als auch die überregionale historische Forschung von großem Interesse.

Eigentümer der Bibliothek ist das Evangelische Ministerium bzw. der Kirchenkreis Erfurt.

Lesesaal der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums im ehemaligen Dormitorium des Augustinerklosters

 

Das DFG-Projekt:
In Kooperation zwischen der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt sowie Archiv und Bibliothek der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sollen in drei Jahren rund 8.500 Drucke des 15. bis 18. Jahrhunderts im Online-Katalog K10plus überregional nachgewiesen werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Provenienzforschung, also dem Vorbesitz der Bücher. In einem weiteren Schritt werden rund 400 unikale Drucke und 97 mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften digitalisiert und der Öffentlichkeit im Digitalen Archiv nichtstaatlicher Archive in Thüringen (DANA) zugänglich gemacht.

Handschriftlicher Besitzeintrag des Vorbesitzers Judocus Hunold, Kanoniker an St. Severi Erfurt; 1662
Eingeklebtes Etikett zur Kennzeichnung des gestifteten Buchbestandes; 
Stifter: Paul Christian Birckner, Jurist in Erfurt; 1741

 

Das Vorhaben wird in Zusammenarbeit mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena und dem Kirchenkreis Erfurt durchgeführt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert es mit rund 380.000 Euro.

Es ist Teil des unter den deutschen Landeskirchen einzigartigen Projekts der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zur Sicherung der historischen Handschriften- und Buchbestände in den ca. 1.000 Kirchenbibliotheken auf dem Gebiet der EKM.

Projektmitarbeitende in Erfurt sind Maike Bolduan und Dr. Christoph Nonnast, die als bibliothekarische Fachkräfte die Katalogisierung vornehmen. Mit der Provenienzgeschichte des Bestandes befasst sich Tanja Hemman im Rahmen eines Praktikums. Eine Fachfirma (MIK-CENTER) ist Dienstleister für die Digitalisierung, die vor Ort ausgeführt wird.

Die Leitung des Projekts liegt in den Händen von Dr. Dietrich Hakelberg (Forschungsbibliothek Gotha) und Dr. Michael Ludscheidt (Leiter der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums Erfurt). Projektbegleitend finden regelmäßig Besprechungen der Projektpartner und Mitarbeitenden statt.

Maike Bolduan und Dr. Christoph Nonnast bei der Katalogisierung
Dr. Michael Ludscheidt und Tanja Hemmann bei der Provenienzbestimmung